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Samstag, 8. November, 20 Uhr -- Wenn du Angst hast nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst

  • martinehgartner
  • 19. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Regie: Marie Luise Lehner

Mit: Siena Popović, Mariya Menner, Jessica Paar, Daniel Sea


Die zwölfjährige Anna wechselt von der Mittelschule ans feine Gymnasium in der Wiener Innenstadt. Bisher eine unbeschwerte, wenn auch von Geldsorgen geprägte Jugend mit ihrer gehörlosen Mutter in Floridsdorf gewohnt, wird sie nun in ein Leben von Prestige und Status geworfen. Marie Luise Lehner zeichnet nicht nur das einfühlsame Porträt einer jungen Frau, die die Scham für ihre Herkunft überwinden muss, sondern auch die Höhen und Tiefen einer Mutter-Tochter-Beziehung nach.


Das Leben der zwölfjährigen Anna und ihrer gehörlosen Mutter verläuft beinahe ungetrübt. Aus Platzgründen teilt man sich das Bett, viel Geld zum Leben ist nicht da. Doch nun schafft Anna den Sprung von der Floridsdorfer Mittelschule an ein gehobenes Gymnasium in der Innenstadt. Hier protzt der Geldadel, Status ist alles. „Alle anderen waren eher langweilig angezogen“, so Annas erste Reaktion auf ihre neuen Mitschüler:innen, doch der Drang, so sein zu wollen wie sie, keimt in ihr und treibt schnell Blüte: Gefälschte Markenkleidung landet im Schrank, bei Besuchen des Mitschülers Paul wird die Mutter peinlich berührt aus der Wohnung getrieben. Allein die resolute Mitschülerin Mara wird zur engen Vertrauten, doch auch sie hütet das eine oder andere Geheimnis.


Regisseurin Marie Luise Lehner will mehr als nur den holprigen Pfad einer jungen Frau in eine selbstbewusste Existenz, eine emotional aufgeladene Coming-of-Age-Story auf die Leinwand bannen. Ihr Film erzählt auch die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, von zwischenmenschlicher Nähe und vom Verständnis von Lebensentwürfen. Als Anna von ihrer Mutter ein Schlafsofa zur Verfügung gestellt bekommt, geschieht das nicht nur, um der Tochter mehr Privatsphäre zu ermöglichen, sondern auch, um das eigene Sexleben wieder in Schwung zu bringen. Im Gegenzug kann Anna jedoch nicht mit auf Skiwoche fahren – das Geld, das dafür notwendig gewesen wäre, ist nun weg. Als Annas Schulchor ein Konzert im gehobenen Ambiente gibt und die Mutter in Alltagskleidung und mit Einkaufstasche auftaucht, kommt es zum Eklat.


Lehner dokumentiert behutsam die Alltagsherausforderungen einer gehörlosen Frau, ohne sie zum Opfer der Umstände zu machen. „Sie blamieren mich“, lässt Annas Mutter die Ticketverkäuferin am Bahnhof wissen, als diese extra laut ins Schaltermikrofon spricht. Scham ist etwas, das andere einem überstülpen, möchte „Wenn du Angst hast“ vermitteln. Eine falsche Erwartung, mit der man sich selbst quält, um sie zu erfüllen. Anna muss wie ihre Mutter oder Mara lernen, zu sich selbst zu stehen – wie auch Zuneigung und Fürsorge für die Liebsten über jeden fragilen sozialen Status.

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