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Samstag, 1. April, 20 Uhr -- CLOSE



Drama, Belgien, NL, Fra 2022, 104 min.


Regie: Lukas Dhont

mit Eden Dambrine, Gustav De Waele, Émilie Dequenne, Léa Drucker, Igor van Dessel, Kevin Janssens, ua.


Einfühlsames Porträt zweier bester Freunde, die sich mit Beginn der Pubertät voneinander zu entfremden beginnen.


Das feinfühlige Coming-of-Age-Drama wurde 2022 mit dem Großen Preis der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes prämiert. Nach seinem ersten Spielfilm „Girl“ geht Lukas Dhont mit „Close“ ein weiteres Mal für Belgien in der Kategorie „Bester internationaler Film“ ins Oscar-Rennen.


Die beiden 13-Jährigen Léo und Rémi sind beste Freunde. In den Sommerferien verbringen sie jede freie Minute miteinander und streifen gemeinsam durch das flämische Land. Doch mit dem Wechsel auf eine neue Schule zum neuen Schuljahr verändert sich ihre Beziehung. Léo beginnt, die Intimität der Freundschaft infrage zu stellen, was dafür sorgt, dass die beiden sich mehr und mehr entfremden. Bevor sie sich versehen, begreifen sie, dass kein Sommer mehr so sein wird wie der vergangene.


Das Ende der Unbeschwertheit

Von so einer Freundschaft träumt wohl jeder: innig, vertraut und liebevoll. Rémi und Léo sind seit frühester Kindheit unzertrennlich. Sie toben durch die Natur, lassen ihrer Phantasie freien Lauf, lachen sich gemeinsam kaputt und wenn sie abends glücklich ins Bett fallen, schlafen sie aneinander gekuschelt ein.

Die große Unbeschwertheit endet, als die beiden mit 13 Jahren an die weiterführende Schule wechseln. Hier schwadronieren die Jungs lautstark über Fußball und überbieten sich gegenseitig mit ihrem Machogehabe. Individualität und Phantasie haben in diesem Umfeld keinen Platz. Zu viel Nähe wirkt verdächtig.


Anders zu sein braucht Mut

Der 31-jährige Belgier Lukas Dhont erzählt in „Close“ eindrücklich von genormten Geschlechterbildern und davon, wieviel Macht sie über Jugendliche ausüben. Gerade beim Eintritt in die Pubertät, wenn die sexuelle Identität zum ersten Mal eine Rolle spielt, gerät das fragile Selbstbewusstsein schnell ins Wanken.

Ein vielsagender Blick, ein paar blöde Bemerkungen – anders zu sein, braucht Mut. Léo hat ihn nicht. Weil er auf jeden Fall dazugehören will, geht er mit einem der neuen Klassenkameraden zum Eishockey-Training. Zu Rémi hält er plötzlich Abstand, was diesen zutiefst trifft.


Umgang mit Verlust

So ruhig und subtil die Tonalität des Films bis dahin ist, so unvermutet krass ist das, was Lukas Dhont kurz vor der Hälfte geschehen lässt: Rémi bringt sich um, und Léo steht da – unfähig, um seinen besten Freund zu trauern und erdrückt von Schuldgefühlen.

Der zweite Teil des Films schildert diese Erstarrung nach dem Tod eines geliebten Menschen: das Wegdrücken der Emotionen, das mechanische Weiterfunktionieren im Alltag, die Unfähigkeit, mit anderen über den Verlust zu sprechen.


„Close“ ist ein intimer Film, der unter die Haut geht, gerade weil er jede Form von Rührseligkeit vermeidet. Lukas Dhont findet starke Bilder für die Vorgänge, die im Inneren ablaufen. Und die beiden jungen Hauptdarsteller spielen den Prozess der von außen ausgelösten Entfremdung herzzerreißend. Dazu muss gar nicht viel gesprochen werden. Das meiste funktioniert über Blicke, kleine Gesten und das Verhältnis der Körper zueinander.

„Close“ ist ein tieftrauriger Film über die Macht des Anpassungsdrucks in einer Gesellschaft mit normierten Geschlechterbildern. Und ein Plädoyer dafür, Freundschaft als eines der wertvollsten Geschenke im Leben zu betrachten.



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